Dr. Schoole Mostafawy

Ihre Sachverständige für Islamische Kunst und Global Art History. Kuratorin und Autorin für Kulturgüter aus dem eurasischen Raum.

Die deutsch-iranische Kunsthistorikerin ist seit über 25 Jahren als Fachwissenschaftlerin für Islamische Kunst tätig. Nach dem Studium der Europäischen Kunstgeschichte, der Vorderasiatischen und Klassischen Archäologie verlegte sie ihren Forschungsschwerpunkt von der italienischen Frührenaissance auf die Kunst und Kultur der Islamischen Welt vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Im Fokus ihrer Arbeit steht die Kunst und Volkskunde Irans sowie heutiger Staaten, die ehemals zum Osmanischen Reich gehörten, u. a. Türkei, Irak, Syrien, Ägypten, Tunesien, Algerien und Marokko sowie Südosteuropa.

Seit 2004 ist sie als Wissenschaftliche Angestellte am Badischen Landesmuseum Karlsruhe für die Sammlungen „Karlsruher Türkenbeute“ und „Außereuropäische Kunst“ zuständig. Im Jahr 2008 wurde ihr die Leitung des Referats Kunst- und Kulturgeschichte übertragen. Zuvor arbeitete sie als freie Kunsthistorikerin für Museen, Galerien und andere städtische Institutionen. So wirkte sie u. a. anlässlich des Kulturfestivals „Frauenperspektiven“ – 2009 ausgerichtet vom Kulturamt der Stadt Karlsruhe – allein an neun Ausstellungen mit zeitgenössischen Werken von Künstlerinnen aus dem Iran mit, wovon sie zwei eigenverantwortlich kuratierte.

Zu ihren Aufgaben gehören heute neben der Konzeption und Realisierung von Ausstellungen die klassischen Museumstätigkeiten eines Kurators: Betreuung von Sammlungen, Forschung und Publikation, Beratung und Begutachtung von Werken.

Wissenschaftlich beschäftigt sie sich mit den Phänomenen Global Art History und Cross-Over Culture. Ihr Augenmerk liegt insbesondere auf den wechselseitigen Kulturaustausch zwischen der Islamischen Welt und Ostasien einerseits und Europa andererseits. Anhand sämtlicher Gattungen der Bildenden und Angewandten Kunst wie Gemälde, Illuminationen und Zeichnungen, Hand- und Druckschriften, Keramik und Porzellan, Textilien, Metall oder Glas belegt sie, dass Kulturen offene, prozessuale Systeme sind, die sich seit jeher durchdringen und bereichern.

Unter diesem Aspekt wurden mehrere Sonderausstellungen von ihr realisiert. Auf breites Interesse stieß ihre Ausstellung „Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute“. 2013 kuratierte sie auf der Grundlage der Museumsbestände des Badischen Landesmuseums die epochen- und kulturübergreifende Dauerausstellung „WeltKultur / Global Culture“. Hier stellt sie Objekten aus dem Nahen und Mittleren Osten, Afrika und Ostasien europäische Exponate vergleichend gegenüber und belegt, unter welchen Voraussetzungen Kulturtransfer möglich wurde. Im jährlichen Turnus realisiert sie in dieser Sammlungsausstellung Studioausstellungen zu den Themen „Heimat und Identität“ mit Werken zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Herkunft. 2019 folgte unter dem Ansatz der Verflechtungsgeschichte die Große Landesausstellung „Kaiser und Sultan – Nachbarn in Europas Mitte 1600 – 1700“, die sie anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Badischen Landesmuseums kuratierte. Das innovative Konzept der Ausstellung stieß auch in der Politik Baden-Württembergs auf großes Interesse: Im Rahmen von zwei Delegationsreisen unter der Leitung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie unter der Leitung der Ministerin für Kultus, Jugend und Sport Theresa Schopper führte dies zu einer Kooperation mit Universitäten und Museen aus Südosteuropa.

Neben zahlreichen Publikationen in Bestands- und Ausstellungskatalogen, Fachzeitschriften und monographischen Werken zur Islamischen Kunst und zum Thema „Entagled History“ (Verflechtungsgeschichte) hält sie Vorträge und Workshops im In- und Ausland. Darunter am Kunsthistorischen Institut in Florenz, im Humboldt-Lab in Berlin, an der Henry Arnhold Summer School in Dresden oder im Rahmen des Michael Fischer Symposions in Syrakus. Ihr transkultureller Ansatz und die Beschäftigung mit dem Thema „Okzidentalismus“ führten zu internationalen Publikationen, darunter zu Beiträgen zur klassischen und zeitgenössischen Kunst in iranischen Fachzeitschriften. Gesellschaftspolitische und kulturgeschichtliche Vorträge, die Mitwirkung etwa bei der Ausrichtung einer persischen Fashion-Show in Deutschland oder Rezitationen aus der klassischen Literatur des Orients runden das Bild ab. Die Teilnahme an Podiumsdiskussionen und die Stellungnahmen im Rundfunk begleiten diese Arbeit.

Seit 2003 setzt sie sich für die Wahrung der Menschenrechte, der Völkerverständigung und den interkulturellen Dialog ein. Sie war Mitbegründerin und Vorstandsmitglied der „Mir Mohammedi Stiftung. Die Menschenrechtsstiftung“ sowie des „Internationalen Mittelmeerkreises e.V.“ in Karlsruhe. Die Anerkennung der Verdienste von Vielheimischen in den heute plurikulturellen Gesellschaften Europas ist ihr ein besonderes Anliegen, dem sie sich mit Sachverstand und leidenschaftlichem Engagement verpflichtet fühlt.

crossmenuarrow-left